Denise machte sich nach der Elternzeit und Trennung von ihrem Mann im Jahre 2015 mit einem Nagel- und Fußpflegestudio selbstständig. 2019 dachte Denise sogar über eine Angestellte nach. Dann kam Corona. Sie musste ihr Studio aufgeben, um weiter finanziell über die Runden zu kommen. Alleinerziehend und mit Zwillingen, die Autisten sind, gab sie nicht auf. Sie fasste neuen Mut und dachte neu. Wir haben sie nun interviewt, um mit ihrer Geschichte anderen GründerMüttern Mut zu machen und auch zu zeigen, dass es einigen Selbstständigen derzeit nicht gut geht.
Erzähle mal von dir. Wer bist du und was machst du?
Ich heiße Denise, bin 37 Jahre alt. Selbstständig, mit aktuell mehreren Jobtiteln, und alleinerziehend. Meine Söhne sind Zwillinge, 11 Jahre alt und Autisten.
Was war der Auslöser für deine Selbstständigkeit? Wie ist es dazu gekommen, dass du dich selbständig gemacht hast?
Selbstständig habe ich mich im Jahr 2015 gemacht. Nach der Elternzeit und der Trennung von meinem Mann habe ich zuerst versucht, eine Anstellung in meinem erlernten Beruf zu finden. Ich bin gelernte Kauffrau für Bürokommunikation. Es war aber schnell klar, dass dies fast unmöglich ist.
Entweder arbeite ich in Vollzeit und gebe meine Kinder den ganzen Tag in Fremdbetreuung oder ich arbeite auf Teilzeit und komme kaum bis gar nicht über die Runden.
Also war meine Idee die Selbstständigkeit. So bin ich, für meine Kinder, flexibel.
Ich habe dann eine Schulung zur Fußpflegerin gemacht und so den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Zu verlieren hatte ich ja nichts.
Wie war deine Situation vor Corona und welche Ziele hattest du dir mit deinem Business gesteckt?
Ich war damals nur als Verkäuferin für 15 Stunden vormittags angestellt. Davon kann natürlich keiner leben. Ich wollte durch die Selbstständigkeit flexibel sein, um meine Kinder betreuen zu können, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit haben, genug Geld zu verdienen, um Leben zu können. Ich hatte so die Möglichkeit die Termine so zu legen, wie es für uns als Familie am besten gepasst hat. 2017 bin ich mit meinem Nagel- und Fußpflegestudio in größere Räume umgezogen. Ich hatte mir die Räumlichkeiten mit einer Freundin geteilt und es lief richtig gut.
Im Jahr 2019 dachte ich sogar über eine Angestellte nach.
Und dann kam leider alles anders… Corona! Wann hast du gemerkt, dass du durch Corona umdenken musst?
Corona war ganz am Anfang noch ein Segen. Ich hatte mal Ruhe.
Den ersten Lockdown habe ich noch als Geschenk betrachtet. Das Wetter war herrlich, die Schule war zu, das Studio war geschlossen, Termine gab es keine und es war genau die Ruhe, Entspannung und Entschleunigung, die ich gebraucht hatte. Durch die Soforthilfe dachte ich noch, dass auch finanziell alles ok sei und für einige Wochen hatte man ja auch Rücklagen angelegt.
Der Dämpfer kam dann aber relativ schnell.
Wir durften dann zwar wieder nach Wochen öffnen, aber die Kunden blieben aus. Viele hatten noch Angst, finanzielle Engpässe wegen Kurzarbeit und die Mütter hatten ihre Kinder zu Hause. Mitbringen ging ja nicht.
Mit jedem weiteren Lockdown kamen immer weniger Kunden und die finanzielle Hilfe durch die geänderten Bedingungen der Soforthilfe fiel auch noch weg. Ich hatte auf einmal Schulden.
Miete konnte nicht mehr gezahlt werden und wir entschieden uns Anfang 2022 das Studio aufzugeben. Ich bin in ein kleines Homestudio gezogen, aber bis heute bleibt der Neukundenzuwachs, den ich gebraucht hätte, aus. Es werden sogar schon wieder weniger aufgrund der Inflation. Also musste ich mir etwas neues überlegen.
Was fiel dir einfach? Was war schwer für dich?
Es war sehr schwer das Studio aufzugeben, in das man so viel Herzblut und Energie gesteckt hatte. Es war mein Baby, das ich, ohne eigenes Verschulden, aufgeben musste.
Einfach war nichts in dieser Zeit.
Zurück auf Start! Wie bist du auf deine neue Business-Idee gekommen?
Während der Lockdowns fiel mir und meinen Söhnen, wie so vielen anderen, irgendwann einfach die Decke auf den Kopf, also musste eine neue Beschäftigung her und ich kam auf die Idee, ein Buch zu schreiben. Mein Sohn Felix hat schon immer eine tolle Fantasie und hat sich coole Geschichten ausgedacht, die er irgendwann auch aufgeschrieben hat. Diese haben wir hervorgeholt und gemeinsam zu einem Buch verpackt. “Große Freunde, kleine Abenteuer” habe ich in Eigenregie letzten Monat auch veröffentlicht und Teil 2 kommt noch vor Weihnachten in den Handel.
Beim Schreiben fiel mir wieder ein, dass ich das schon immer sehr gerne gemacht habe.
Früher hatte ich mal einen Blog und während meiner Ausbildung habe ich Artikel geschrieben. So entstand dann nach und nach die Idee umzuschulen und Texterin zu werden.
Was hat dir geholfen oder hilft dir immer noch, nicht den Mut zu verlieren?
Meine Söhne zeigen tagtäglich, dass man hoch erhobenen Kopfes durch die Welt gehen sollte. Beide haben es aufgrund ihres Autismus oft nicht leicht und sie haben nie den Mut verloren.
Sie packen Dinge und üben so lange, bis sie es können. Sie gehen täglich raus in eine Welt, die sie nicht so ganz verstehen können und werden mit einer Gesellschaft konfrontiert, die Menschen, die nicht der Norm entsprechen, ablehnen. Aber noch nie haben die beiden den Mut verloren. Sie sind meine absoluten Vorbilder.
Du hast aktuell eine 80 Stunden Woche. Was treibt dich an?
Grundsätzlich bin ich kein Mensch, der aufgibt und den Kopf in den Sand steckt. Natürlich finde ich auch mal alles doof und war wütend, weil alles kaputt war, was ich mir aufgebaut hatte.
Meine Wut auf Corona ändert nichts an der Situation. Nur durch Umdenken und Anpacken ändert sich etwas.
Ich habe großen Ehrgeiz entwickelt, wieder finanziell gut aufgestellt zu sein. Ich möchte nicht jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Ich möchte meinen Kindern etwas bieten. Also muss ich viel arbeiten, um in der neuen Branche Fuß fassen zu können und mir einen Namen zu machen. Ich bin im Moment Mutter, Hausfrau, Nageldesignerin, Fußpflegerin, Autorin und Texterin. Und die ganzen Arbeiten im Hintergrund wie Buchhaltung, Vertrieb, Marketing usw. darf man ja auch nicht vergessen. Aber ich habe ein Ziel und das erreiche ich nur durch harte Arbeit.
Nimmst du dir auch bewusst Zeit für dich? Was machst du in dieser Zeit?
Aktuell nicht. Über die Feiertage werde ich den PC auslassen, aber bis dahin heißt es Power geben.
Ich weiß, aber wofür ich es mache und dass es sich auszahlen wird.
Wie oft reflektierst du deine Situation? Was hilft dir dabei?
Ich habe ein großes Ziel, das ich erreichen möchte.
Das ist aber kein Sprint, sondern ein Marathon und auf dieser Strecke sind immer wieder Etappenziele, die ich mir gesetzt habe. Nach jeder Etappe wird die Strecke neu überarbeitet. Manchmal muss man einen Umweg gehen um die nächste Etappe zu erreichen, aber das ist vollkommen in Ordnung
Was möchtest du anderen mitgeben, die in einer ähnlichen Situation wie du stecken. Was sind deine drei Tipps!
Heult, schreit und steht dann wieder auf. Nur ihr könnt etwas an eurer Situation ändern, kein anderer. Setzt euch kleine Ziele und belohnt euch auch dafür. Nicht sofort aufgeben, auch wenn jemand euch Steine in den Weg legt. Nehmt sie und baut einen Berg daraus.
Liebe Denise, vielen Dank für dein ehrliches Interview! Wir sind Fans von dir. Es wird anderen sicherlich viel Mut geben. Wir wünschen dir von Herzen das Allerbeste.
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